Sie ist stadtbekannt, die Fotografin Francesca Witzmann, weil sie ja seit Jahrzehnten präsent ist und sich vor allem als VIP-Fotografin einen Namen gemacht hat. Frau Witzmann hat sich sehr früh mit Fotografie befasst, sie wurde aus Liebhaberei Fotografin und hat dieses Hobby dann mit großer Ernsthaftigkeit betrieben und hat es zur Pressefotografin gebracht, die im Verzeichnis der Pressefotografen der Journalistenkammer eingetragen ist. Aus dem Hobby wurde dann ein Beruf. Nachdem sie zum Beispiel mit dem ehemaligen italienischen Königshaus rege Kontakte pflegt, was auf ihre Kindheit zurückgeht, als ihr Vater Ferdinando Witzmann Gärtner der Villa Boscoverde - Grünwald in Gries war, die dem König Italiens Umberto II. di Savoia gehörte, der sie dann seiner Tochter Maria Beatrice vererbte, die mit Francesca Witzmann spielte, hat sie ihre Liebe zu Adel, Königshäusern und Hautevolee entdeckt. Und so kennt sie das ganze Geschlecht der Savoyer und hat über das Königshaus auch zahlreiche Adlige kennengelernt, die in Cortina ihre Ferien verbringen und die Francesca Witzmann alle abgelichtet hat. Die Adeligen von heute sind die vielen Schauspielerinnen und Schauspieler, die Sängerinnen und Sänger, die vielen Promis, die wir aus dem Fernsehen kennen. Wer in Italien berühmt ist, wurde von Francesca Witzmann abgelichtet. Und es gibt ja eine Fülle von rosa Presse, die auf dieses Fotomaterial wartet. In Südtirol hat sich Francesca Witzmann auch auf die bekannten Sportlerinnen und Sportler konzentriert, auf große Alpinisten wie Luis Trenker, mit dem sie lange befreundet war und von dem sie ein sehr schönes Portrait angefertigt hat, es gehört zu den schönsten Treriker-Portraits überhaupt.
Ihre besondere Liebe und Aufmerksamkeit gilt den Portraits, die sie mit viel Liebe zum Detail fotografiert. Das sind keine Schnappschüsse, nein, da muss man sich schon Zeit nehmen, bis alles stimmt. In Ihren Portraits ist das Herausarbeiten des charakteristischen Wesens entscheidend, die Fähigkeit den Charakter eins Menschen zu erfassen und fotografisch festzuhalten. Authentizität und Lebensnähe machen die ungebrochene Faszination des Portraits aus. Im Zeitalter der Verfremdung durch Inszenierung und der vielfältigen Techniken der digitalen Manipulation, derer sie sich in ihren Reportagen durchaus bedient, hat Francesca Witzmann ihre besten Fotoarbeiten mit ihren analogen Kamera in schwarz-weiß hergestellt, was heute ja eher selten ist. Ob ein Foto dann gelingt, ob die Ausdrucksstärke besticht, das hängt ausschließlich von der Fotografin oder vom Fotografen ab, von ihrem Wahrnehmungsvermögen, ihrem Gespür für Licht und Schatten sowie vom gstalterischem Können eine Bildidee positiv umzusetzen.
Der oder die Portraitierten sollen keine passiven Opfer sein, sondern sich bewusst und willentlich, ohne Misstrauen und Verstellung vor der Kamera öffnen", zitiert Peter Weiermeier Sarah Kent in einer Studie über die Portraitfotografie. Auch Francesca Witzmann versucht in ihren Portraits nicht einen kurzen, flOchtigen Moment wiederzugeben, sondern die Komplexitat einer ganzen Person, Temperament, Verhaltensformen, Lebensweise, Wertvorstellungen, all jene Komponenten, die ein lndividuum ausmachen.
Arnold Tribus - Direktor und Herausgerber der „Neuen Südtiroler Tageszeitung“